Jean Genet, Our Father of the Flowers
Dalila Ennadre
Frankreich, Marokko | 2021 | 60 min
Première Internationale
Sprachen : Arabisch, Französisch, Englisch, Spanisch
Untertiteln : Englisch, Französisch
Doha bringt Blumen ans Grab von Jean Genet auf dem Friedhof gegenüber dem Meer. Wir befinden uns in Larache, wo der Schriftsteller sein Lebensende verbrachte, unter „den Sträflingen [seiner] Rasse”, deren Kämpfe er zu seinen gemacht hatte, von den Black Panthers bis zu den PalästinenserInnen. Die (Off-)Stimme von Genet schwebt immer noch über diesem windigen, von der Sonne versengten Ort, während die Kamera die vorbeikommenden BesucherInnen begrüsst, die auf dem verblichenen Kalkstein etwas inneren Frieden wiederfinden wollen. Anschliessend erweitert sich die Einstellung, mischt sich unter die Fischer am Hafen, den der alte „Knastvogel” gern besuchte, und macht vor den Gittern der Strafvollzugsanstalt Halt, die an seinen Wohnsitz angrenzt. Das Wort der heutigen Gefangenen vermischt sich kraftvoll mit den Worten des Poeten und erzählt von der unveränderlichen Kondition der Verdammten der Erde. Jean Genet, Notre-Père des Fleurs ist das filmische Testament von Dalila Ennadre, die im Mai 2020 verstarb. Eine wunderschöne Hommage an den, der „bis zu seinem Tod rebellisch, frei und Poet war, bis zum Meer” und an das kleine Volk, das ihn in ehrendem Andenken bewahrt.
Emmanuel Chicon