Sur le quai
Stefan Mihalachi
Frankreich | 2016 | 64 min
Weltpremiere
Sprache : Französisch
Untertitel : Englisch
In der von Jean Oury gegründeten psychiatrischen Klinik La Borde, wo die Prinzipien der institutionellen Psychotherapie angewandt werden, sind die Therapien in die Gesten des Alltags und des Zusammenlebens, in die aus der Beziehung zwischen Pflegekräften und Pflegeempfängern entstehende Dynamik, eingebettet. Die Nichtunterscheidung von Kranken und Personal ist eines der Merkmale dieser Therapierichtung.
Für das Porträt der Schriftstellerin und Psychoanalystin Marie Dépussé, die am Rande des Parks der Klinik, in der sie lange gearbeitet hat, lebt, ist diese Nichtunterscheidung das Motiv der Inszenierung. Bei dem verbalen Austausch zwischen Marie und ihren ehemaligen Patienten mal genau und informativ, mal poetisch und transzendent verlieren wir oft den Faden: Ist sie noch immer ihre Therapeutin? Ist sie Freundin? Sind sie noch immer in einer Einrichtung? Müssen wir das wirklich wissen?
Marie wandelt auf Messers Schneide: alterslos, mit nicht greifbaren Begierden und undefinierbarer Welt. Im Objektiv von Stefan Mihalachi wirkt sie in den im Halbdunkel schwebenden Bildausschnitten magnetisch, geisterhaft. Schon auf dem Quai stehend, aber noch nicht zum Einsteigen bereit, entgleitet sie uns.
Madeline Robert