Kevin Jerome Everson
Vereinigte Staaten | 2006 | 70 min
Sprache : Englisch

Cinnamon zeigt die Welt des American Drag Racing aus afroamerikanischer Sicht. Der Mechaniker John Bowles, Experte und Veteran der Szene, arbeitet mit der Racerin Erin zusammen, die wochentags an einem Bankschalter arbeitet. Ihre Beziehung beruht auf der gemeinsamen Wiederholung kleiner Gesten. Der Mechaniker prüft das Auto, um es optimal an den Fahrstil der jungen Frau anzupassen, während Erin versucht, sich auf den Start zu konzentrieren, weil «manche Fahrer beim Start, andere im Ziel alles geben.» Ihre Beziehung wird beobachtet, als beruhte ihr Dialog auf einem geheimen Code, einer Art musikalischer Verbindung, als versuche der Mechaniker, die Racerin seine Musik spielen zu lassen. Schliesslich schiesst Erins Auto wie ein Pfeil auf den Horizont zu. Die Kamera bewegt sich nicht. Sie hat ihre Aufgabe erfüllt. Cinnamon ist ein metaphysisches Gedankenspiel über das Verhältnis zwischen Menschen und Autos und ähnelt darin Monte Hellmanns Two Lane Blacktop. Der Kurzfilm Chevellebefasst sich mit der systematischen Verschrottung von ausgedienten Fahrzeugen und zeigt auf, wie auch systematische Zerstörung Arbeit sein kann, in einer Gesellschaft, die nichts mehr aufbaut. Der Film ist zudem ein ausdrucksstarkes Statement über die Krise in der US-amerikanischen Automobilindustrie. So wird dieser ergreifende Kurzfilm zu einem Requiem für die amerikanische Industriegesellschaft, die dem «Faktor Mensch» keinen Platz mehr einräumt. Darum ist er auch nicht zu sehen. Eine Maschine, die Kamera, ist allein mit den anderen Maschinen, den Autos, die zerquetscht und zu bizarren Objektkunstwerken reduziert werden. Der Automobil-Kult wurde selten, wenn überhaupt jemals, so gezielt und mutig thematisiert wie in diesen beiden Filmen. Eversons berührende, minimalistische Ballade dokumentiert eindrücklich die Einsamkeit des Menschen in einer Umgebung voller wert- und bedeutungsloser Gegenstände.

Giona A. Nazzaro (Übersetzung BMP Translations)

Trailer

Atelier Kevin Jerome Everson

→ Tout le programme