Kevin Jerome Everson
Vereinigte Staaten | 2011 | 71 min
Sprache : Englisch

Quality Control, gedreht in einer Reinigung in Pritchard (Alabama), zeigt diverse längere Einstellungen über den Arbeitsalltag. Die minimale Wiederholung der Gebärden unterstreicht die ausserordentliche Liebe zum Detail der Beteiligten und ihre Konzentration auf die Arbeit. Gleichzeitig seziert und analysiert der Blick des Regisseurs die Funktionsweise des Betriebs, die sich in den Gesten ihrer Mitarbeiter spiegelt. Dadurch erhalten die Körper ihre Würde zurück, die ihnen durch die Arbeitsbedingungen der Umstände genommen wurde. Die Aufmerksamkeit wird von den formalen Aspekten der Arbeit zur Wahrnehmung des Bildaufbaus gelenkt. In Lead wird unser Blick gezielt auf die Arbeit in einem Bergwerk und deren Umgebung gelenkt. Der Stil setzt auf Anspielungen und Brüche. Die Industriegeschichte der USA dient als Rohstoff, den man erst zu Tage fördern muss. Das Filmen steht in Lead

mehr denn je als Ersatz für soziale «Ausgrabungen». Eversons ästhetisches Interesse gilt in erster Linie der Detailtreue, mit der die schwierigen Umstände geschildert werden, unter denen die verbleibende Arbeiterklasse um ihr Überleben kämpft. Seine sozialen Anliegen finden Ausdruck in der präzisen Beschreibung der Working-Class-Realität, ein Spiegelbild seiner eigenen Arbeit. Everson knüpft ein Band der Solidarität zwischen der Arbeit des Künstlers und des Industriearbeiters. Intellektuelle und manuelle Arbeit interagieren. Die Melodie der Gesten wird zum rhythmischen Motiv eines wortlosen und doch eindringlichen Klagelieds. Fabrikarbeit, das wirtschaftliche Rückgrat der afroamerikanischen Arbeiterklasse, wird zu einer Art archäologischem Zeugnis der längst vergangenen Realität ganzer Stadtviertel. Eine ganze Welt ist untergegangen oder geht gerade unter. Einzig die Handgriffe der Arbeiter leben fort (doch wie lange noch?).

Giona A. Nazzaro (Übersetzung BMP Translations)

Trailer

Atelier Kevin Jerome Everson

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