Teorema

Pier Paolo Pasolini
Italien | 1968 | 94 min
Sprachen : Italienisch, Englisch

Wir begleiten eine Mailänder Fabrikantenfamilie durch ihren tristen Alltag. Unerwartet taucht ein Gast auf, ein junger Mann mit sanftem, verträumtem Blick, der sich ohne erkennbaren Grund im Haus einnistet. Reihum verführt er alle fünf Akteure, schläft mit ihnen und verschwindet dann wieder. Nun ist jeder wieder auf sich selbst gestellt und reagiert in der ihm eigenen Art: Das Dienstmädchen verfällt in religiöse Verzückung, die Tochter des Hauses in hysterische Katatonie, der Sohn in einen Malrausch, die Mutter in eine zwanghafte sexuelle Aktivität und der Vater schliesslich läutert sich, trennt sich von allen irdischen Gütern, verschenkt seine Fabrik und legt seine Kleider ab … zum Schluss steht er nackt da und schreit. Man denkt an die Verse von Rilke: «Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der EngelOrdnungen?». Kein Engel antwortet, weil Pasolinis Filme kein Gegenschuss-Prinzip kennen: Es gibt kein Gegenüber in Theoreme. Der Film porträtiert seinen Regisseur, aber auch jeden von uns, zerlegt in fünf Figuren, die sich im Laufe ihres Auftritts selbst aufzehren, wie fünf Versuchungen des Absoluten. Théorème ist eine Autobiografie im Gegenlicht.

Laurent Roth

Übersetzung BMP Translations