Im Rahmen des Ateliers 2023 würdigt Visions du Réel Jean-Stéphane Bron. Der Filmemacher, der seit über 20 Jahren in der Schweiz und im Ausland tätig ist, hat mehrere Preise gewonnen und zeichnete[MMDL1]  einen der grössten Kassenschlager der Schweiz. Er filmt auf menschlicher Ebene und interessiert sich für den Niedergang der Demokratie, die Mechanik der Macht und die Vielfalt in unserer Gesellschaft. Das Atelier 2023 bietet eine Masterclass und die allererste Retrospektive, die seinem Werk gewidmet ist.

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Seit mehr als 20 Jahren erforscht Jean-Stéphane Bron, ein unumgänglicher Autor des schweizerischen Kinos, viele Themen und Gegenständen: Krise der Demokratie, Mechanik der Macht, Schichten der Gesellschaft, Metaphysik, Populismus, aber auch die wohlwollende Darstellung einer gewissen Banalität des Alltags … Sein vielseitiges und politisches Werk setzt sich mit unserer Gegenwart auseinander und findet seinen Zusammenhalt in dem Wunsch, die Geschichte so nah wie möglich am Menschen filmisch wiederzugeben. Die Einzigartigkeit der Arbeit von Jean-Stéphane Bron liegt in dem Stellenwert, den er innovativen Inszenierungsmethoden einräumt. Ohne  die Erzählung zu künstlich zu gestalten schaffen seine fiktiven Konstruktionen, geschlossenen Räume oder Parabeln eine fruchtbare Matrix der Realität und eine kraftvolle Dramaturgie, und manchmal auch eine lebhafte Polemik. Diese narrativen Werkzeuge verleihen der Arbeit von Jean-Stéphane Bron eine Identität, die einem nicht wörtlichen und dynamischen dokumentarischen Ethos folgt, das sich dank der fruchtbaren Hybridisierung der Genres in einem ständigen Wandel befindet. Seine Arbeit wurde auf den wichtigsten Festivals der Branche (u.a. die Internationalen Filmfestspiele von Cannes und das Locarno Film Festival) gezeigt, für den César nominiert und dreimal als bester Dokumentarfilm beim Schweizer Filmpreis ausgezeichnet. Visions du Réel bietet während der 54. Ausgabe eine Retrospektive seines Werks sowie eine Masterclass an.
 

Jean-Stéphane Bron wurde 1969 in Lausanne geboren und studierte an der École Cantonale d’Art de Lausanne (ECAL). Seine Dokumentarfilme behandeln Themen unserer Zeit wie die Krise der Demokratie, die Wirtschaftskrise und den Aufstieg des Populismus. Er bedient sich dramaturgischer Mittel, die denen der Fiktion ähneln.

Man kann es in vielen seiner Filme bemerken, u.a. Connu de nos services (1997), der den Skandal der politischen Akten thematisiert, die von der Bundespolizei in den 1970er und 1980er Jahren zusammengestellt wurden; Mais im Bundeshuus (2003), mit über 100’000 Eintritten, ist einer der grössten Kassenerfolge des schweizerischen Kinos, der die Arbeit einer mit einem Gentechnikgesetz betrauten parlamentarischen Kommission verfolgt; oder L’Expérience Blocher (2013), ein Porträt des Milliardärs und nationalpopulistischen Führers Christoph Blocher, das eine heftige Polemik auslöste. Cleveland vs. Wall Street (2010) über die Subprime-Krise wurde bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes (Quinzaine des Réalisateurs) gezeigt und in Frankreich für den César nominiert. Sein Film L’Opéra de Paris (2017) fand anschliessend weltweiten Anklang. Im Jahr 2018 mit diesem Film, der über 200’000 Zuschauer ins Kino lockte, gewann Jean-Stéphane Bron zum dritten Mal den Schweizer Filmpreis in der Kategorie «Bester Dokumentarfilm».

Im Jahr 2021 stellte Jean-Stéphane Bron den Spielfilm Cinq nouvelles du cerveau vor, der die verschiedenen faszinierenden und zugleich beunruhigenden Fragen im Zusammenhang mit den Fortschritten in den Bereichen Neurowissenschaften und künstliche Intelligenz beleuchtet. Zwischen Dezember 2021 und Mai 2022 drehte er in seiner Strasse in Lausanne die Serie für RTS Ma rue de l’Ale, die einen beachtlichen Quotenerfolg erzielte.

  • The Deal (Jean-Stéphane Bron, Alice Winocour, Dokumentarfilm, 2023)
  • Ma rue de l’Ale (Dokumentarfilmreihe, 2022)
  • Cinq nouvelles du cerveau (Dokumentarfilm, 2021)
  • La Vallée (Spielfilm, 2017)
  • L’Opéra de Paris (Dokumentarfilm, 2017)
  • L’Expérience Blocher (Dokumentarfilm, 2013)
  • La Petite Leçon de cinéma : le documentaire (Kurzfilm, 2013)
  • Cleveland contre Wall Street (Dokumentarfilm, 2010)
  • Traders (TV-Dokumentarfilm, 2009)
  • Mon frère se marie (Spielfilm, 2006)
  • Mais im Bundeshuus – Le génie helvétique (Dokumentarfilm, 2003)
  • En cavale (TV-Dokumentarfilm, 2001)
  • La Bonne Conduite (5 histoires d’auto-école) (Dokumentarfilm, 1999)
  • Connu de nos services (Dokumentarfilm, 1997)
  • Ted Robert, le rêve américain (Kurzfilm, 1996) 13’
  • 12, chemin des Bruyères (Kurzfilm, 1995)

Auswahl 2023