Tariq Teguias kartographische Fiktionen: ein politisches Kino der Empfindung
Tariq Teguia, 1966 in Algier geboren, studierte Philosophie und Fotografie, bevor er sich dem Film zuwandte. Zwischen 1992 und 2002 drehte er vier Kurzfilme über die Ausweglosigkeit der algerischen Jugend, gefangen in einem Land, in dem ein Untergrundkrieg ohne erkennbare Fronten tobt. Tariq Teguia, der bei der Berlinale mit La Clôture (2003) auffiel, begann abseits der traditionellen Abläufe der Filmbranche mit dem Dreh einer Trilogie «kartographischer» Fiktionen: Der erste Teil irrt durch eine neu entstehende Vorstadt von Algier und ist wie seine Darsteller vom Wunsch einer Flucht in den Norden besessen (Rome plutôt que vous, 2006, Orizzonti, Mostra Venedig), während Inland (2008, ebenfalls in Venedig gezeigt) Algerien neu auf seinem Kontinent verankert und den Blick in den Süden, das Herz des Landes, richtet; Révolution Zendj (2013, Grand prix des Entrevues in Belfort), dessen Dreharbeiten kurz vor dem «Arabischen Frühling» begannen, betrachtet das Land im noch grösseren Kontext des von erneuten Emanzipationskämpfen in Aufruhr versetzen Mittelmeerraums. Tariq Teguia gilt als einer der bedeutendsten algerischen Filmemacher seiner Generation und zeichnet in eindringlichen Filmen, in denen er versucht, «Substanz und Form, Ideen und Empfindungen» miteinander verschmelzen zu lassen, Bilder von im Aufbau begriffenen Gesellschaften.
In Zusammenarbeit mit HEAD – Genève.
Masterclass
Die Masterclass wird moderiert von Bertrand Bacqué (Professor für Geschichte und Ästhetik des Kinos an der HEAD) und Emmanuel Chicon (Mitglied des Auswahlkomitees von Visions du Réel).