Laurent Aït Benalla
Frankreich | 2012 | 70 min
Sprachen : Französisch, Arabisch
Untertiteln : Englisch, Französisch
„O mein Leib, trage Sorge dafür, dass ich immer ein Mensch bin, der fragt!”, schrieb Frantz Fanon. Sein Porträt wacht im Proberaum über ein Dutzend Tänzer, Autodidakten aus dem Hip-Hop, der Kunst der Strasse schlechthin, mit denen Abou und Nawal Lagraa die erste zeitgenössische Tanztruppe des Landes gründeten. Im Nationaltheater von Algier proben die beiden Choreografen mit ihren Rekruten für ein Diptychon, das den schwerelosen Bolero von Ravel und die tellurischen Gesänge von Houria Aïchi vereint. Die Kamera von Laurent Aït Benalla vibriert im Einklang mit diesen jungen Körpern unter Spannung, am Rande des Zerreissens und zerbrechlich wie schlupfreife Puppen. Der Bildausschnitt erweitert sich in dem Masse, wie sie sich behaupten, um ihr soziales, religiöses und familiäres Umfeld mit einzubeziehen, das auch jede Form von Schöpfung beherrscht. Ô mon corps zeichnet die spannende Entstehung eines Kollektivs aus Wesen auf, die lernen, sich frei dem Tanz hinzugeben. Den meisterhaften Schluss bildet die aus der Kulisse gefilmte Premiere: Wenn die Körper aus dem Licht der Bühne ins Halbdunkel zurückkehren und zu Gesichtern werden.
Emmanuel Chicon