Richard Dindo
Schweiz | 1976 | 99 min
Sprache : Französisch
Der Soldat Ernst S. wurde als erster von siebzehn «Verrätern» während des Zweiten Weltkriegs in der Schweiz erschossen: Für das Entwenden und den anschliessenden Verkauf von Waffen an Deutschland wurde er der Kollaboration beschuldigt. Der bei seinem Erscheinen (unter anderem aufgrund der Finanzierung durch die Eidgenossenschaft) stark umstrittene Film wurde nach einem Buch des Journalisten Niklaus Meienberg gedreht und erstellt anhand von Zeugenberichten eine Biographie seiner zentralen Figur. Die von seinen Enttäuschungen durchwirkte Lebensgeschichte des Mannes mischt sich mit einer Neufassung der Geschichte, durch die es möglich wird, die Scheinheiligkeit einer Gesellschaft zu hinterfragen, die unter Rückgriff auf Sündenböcke und im Schatten einer Klassenjustiz versucht, ihrem schlechten Gewissen zu entkommen. Dindo und sein Komplize – die trotz der anerkanntermassen hohen ästhetischen Qualität keine Prämie für den Film erhalten haben – prangern eine Kollaboration von weitaus bedeutenderem und dramatischerem Ausmass an, als jene des Ernst S. Ein abwesender Mann und ein Land – zwei indirekte, kompromisslose Porträts.