Visions du Réel widmet seine Ateliers 2021 Tatiana Huezo und Pietro Marcello!

Im Rahmen seiner Ateliers feiert das 52. Festival international de cinéma Nyon das Werk der mexikanisch-salvadorianischen Filmemacherin Tatiana Huezo und des italienischen Filmemachers Pietro Marcello mit zwei grossen Retrospektiven.

Visions du Réel freut sich sehr, mit Tatiana Huezo eine Filmemacherin begrüssen zu können, deren künstlerische Verbindung zum Festival so langjährig wie eng ist. Mit Pietro Marcello empfängt das Festival einen abenteuerlustigen Regisseur mit einer aussergewöhnlichen Laufbahn. Die Arbeiten der beiden Filmschaffenden stehen in ihrer jeweiligen Einzigartigkeit für die künstlerische Bedeutung und die Vielfalt der Landschaft des zeitgenössischen Dokumentarfilms.

Der Reichtum ihrer filmischen Horizonte wird auch Gegenstand von zwei öffentlichen Masterclasses sein, welche die Filmprogramme traditionellerweise begleiten. Die Einladung von Pietro Marcello ist eine Zusammenarbeit mit der Genfer Kunsthochschule HEAD.

Mit einem ebenso engagierten wie persönlichen Werk zeichnet Tatiana Huezo ein Porträt ihres Landes und prangert schonungslos die Mechanismen des Terrors an. Mit grosser Feinfühligkeit und Empathie gelingt es ihr mit einer poetischen und sensiblen filmischen Sprache, Abwesenheit, Gewalt und Leid sichtbar zu machen.

Die in El Salvador geborene und in Mexiko lebende Tatiana Huezo studierte im Centro de Capacitación Cinematográfica (CCC) und machte einen Master in Kreativem Dokumentarfilm an der Pompeu Fabra Universität in Barcelona. Nach ihren ersten Essays – Kurzfilme wie Arido (1992), Familia (2004) oder Sueño (2005) – erlangte sie internationalen Ruhm mit ihrem ersten Spielfilm, El lugar más pequeño (2011), der 2011 bei Visions du Réel seine internationale Premiere feierte und den Grand Prix für den besten Langfilm gewann. Aufgrund dieses Erfolges wurde der Film von mehr als 80 Festivals weltweit programmiert.

Nach dem Kurzfilm Ausencias (2015) führte sie Regie bei Tempestad (2016), der seine Weltpremiere bei der Berlinale (Sektion Forum) hatte und vier Premio Ariel gewann, die von der Academia Mexicana de Artes y Ciencias Cinematográficas vergeben werden. In den letzten Jahren hat sie in verschiedenen internationalen akademischen Kontexten Filmwissenschaften unterrichtet sowie das Buch El Viaje, rutas y caminos andados para llegar a otro planeta geschrieben, in dem acht Dokumentarfilmer*innen von ihrem kreativen Prozess berichten. Im Jahr 2021 zeigt sie ihren ersten Spielfilm Noche de fuego.

Noche de fuego, 2021

Tempestad, 2016

El aula vacía, (short : Ver, oír y callar), 2015

Ausencias, 2015

The Tiniest Place, 2011

Sueño, 2005

Familia, 2004

The Core of the Earth, 2001

Tiempo caústico, 1997

Arido, 1992

Pietro Marcellos Werk siedelt sich in einer formal kühnen und sinnlichen zeitgenössischen – oft dokumentarischen – italienischen Filmszene an (Alice Rohrwacher, Michelangelo Frammartino, Roberto Minervini usw.). Es ist von seinem tiefen Interesse an Literatur und Kunstgeschichte durchdrungen und erfindet die Codes des Films mit Humanismus, Romantik und grosser künstlerischer Freiheit immer wieder neu.

Pietro Marcello wurde 1976 in Caserta in Kampanien geboren. Er studierte zunächst Malerei an der Akademie der Schönen Künste in Neapel. Seine ersten Sporen verdiente sich der Autodidakt im Rahmen der «partizipativen Videos», die in den Gefängnissen gedreht wurden, in denen er als Lehrer tätig war. Von 1998 bis 2003 programmierte er die Saison des Festivals Cinedamm im Damm in Montesanto, das er mitbegründete.

In diesem Zusammenhang entstanden seine ersten Kurzfilme Carta und Scampia (2003). 2004 stellte er den Dokumentarfilm Il cantiere fertig, der mit dem Preis Libero Bizzarri ausgezeichnet wurde. Im darauffolgenden Jahr führte er bei La Baracca Regie. Sein erster Langfilm Il passaggio della linea (2007) erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Der internationale Durchbruch gelang ihm schliesslich 2009 mit La bocca del lupo, der in Turin und bei der Berlinale (Sektion Forum) prämiert wurde. 2011 würdigte er in Il silenzio di Pelesjan den armenischen Filmemacher Artawasd Peleschjan. Das in Locarno selektionierte und in Roche-sur-Yon mit dem Jurypreis ausgezeichnete Werk Bella e perduta (2015) machte ihn einem breiteren Publikum bekannt. Martin Eden, adaptiert nach dem gleichnamigen Roman von Jack London, wurde 2019 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig präsentiert und stiess auf grossen Kritikererfolg. Mit diesem Film schaffte Marcello den Wechsel in die Fiktion, er ist dem Dokumentarfilm jedoch nach wie vor eng verbunden. Sein neues Werk Per Lucio wird bei der Berlinale 2021 vorgestellt.

For Lucio, expected release 2021

Martin Eden, 2019

Ossessione, 2016

Lost and Beautiful, 2015

9×10 Novanta, (segment L’umile Italia), 2014

Venice 70, Future Reloaded, (segment Pietro Marcello), 2013

Marco Bellocchio, Venezia, 2011

The Silence of Pelesjan, 2011

Napoli 24, (segment Rettifilo), 2010

The Mouth of the Wolf, 2009

Crossing the Line, 2007

La baracca, 2005

Il cantiere, 2004

Scampia, 2003

Carta, 2003