Faceless

Héros sans visage dokumentiert den «Kampf» von Migranten ums Überleben. Während eines Hungerstreiks illegaler Einwanderer in Brüssel macht Mary Jimenez Fotos und sammelt die Spuren dieses schliesslich siegreichen Kampfes. Nur einer von ihnen musste dabei alles lassen, was ihm noch geblieben war: sein Leben. Die Suche nach diesem Mann ohne Gesicht führt die Regisseurin nach Tunesien und dann ins Auffanglager von Choucha für die Flüchtlinge des libyschen Bürgerkriegs, die von ihrer grauenvollen Odyssee durch die Wüste erzählen: «statt des Toten all die anderen», die Menge, die Schatten, die sich durch den Sand schleppen und vielstimmig jene immer gleiche Geschichte vom «nackten Leben» erzählen, die gleichsam der tote Winkel unserer «gemeinsamen» Welt ist. Auf diese kollektiven Erlebnisse folgt die Geschichte eines Einzelnen, der das andere Ufer erreichen konnte … nur um dann kein Asyl zu erhalten.» In einem Zentrum des belgischen Roten Kreuzes muss dieser Mensch «ohne Gesicht» und «ohne Namen» dann «seine» Mittelmeerüberquerung auf einem Luftschlauch in Worten neu durchleben und wird damit zum gespenstischen Sprachrohr aller verdammten Seelen dieser Erde, die in unserem übersättigten Gewissen herumgeistern.

Emmanuel Chicon

Übersetzung BMP Translations